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Hund jagt Katze Rückruf
Hund jagt Katze Rückruf
Der Worst Case – wenn dein unangeleinter Hund eine Katze sieht.

Unter uns: auch ich stand schon auf der Wiese und habe verzweifelt, weil man Hund die Biege gemacht hat und nicht mehr abrufbar war, anderen Hundebesitzern und Spaziergängern zugerufen: „Der tut nix! Der will spielen! Der ist noch jung!“. Kann vorkommen, man sollte seinen Hund dann einfach zügig einsammeln und sich halt bitte wirklich sehr kleinlaut und zähneknirschend entschuldigen danach.

Genauso ist es mir schon passiert, das mein Hund im Wald abgezischt ist und von dort aus sogar bis nach Hause gelaufen ist, anstatt zu mir zurück zu kommen – egal wie laut ich gerufen oder gepfiffen habe. Was soll ich sagen… Shit happens, es sind Lebewesen und da können Dinge schief gehen und Fehler passieren. Jemand, der euch erzählen will, das sein oder ihr Hund noch nie die Ohren zu gemacht hat beim Rückruf: Safe gelogen!

Die Katzen der Schwiegereltern werden auch gern mal durch den Garten gejagt. Meistens nur, wenn ich zu langsam war. Hier kommen wir schon in die Richtung, in welche ich in diesem Beitrag gehen will. Ich habe den Fehler gemacht. Nicht mein Hund. Bei dem ist einfach nur die Genetik angesprungen und er hat die Jagdkette ablaufen lassen. Zum Glück bisher nie bis zu den letzten beiden Teilen, dem packen und töten/fressen, aber die anderen Teile machen ja auch immer schon eine Menge Spaß. Diese sind übrigens orten, fixieren, anschleichen (das lassen wir gern aus wenn die Mieze plötzlich kommt) und hetzen. 

Nobody is perfect! Weder ihr, noch euer Hund. Dennoch kann man am Rückruf arbeiten und man sollte es sogar. Hier gibt es natürlich (wie sollte es auch anders sein im Hundetraining) ein paar Stolpersteine. 

Wehe, wenn sie losgelassen! Gerade Junghunde tun sich schwer mit dem Rückruf.

Bevor du deinen Hund in den Freilauf schickst, solltet ihr die Basics für einen tollen Rückruf beherrschen. Denn es würde doch auch niemand auf die Idee kommen, sein Kleinkind einfach an der Hauptstraße 50-100 Meter voraus laufen zu lassen, wenn es noch nicht mal im Ansatz auf ein „Achtung“ hört oder die Bedeutung des Wortes „Stop“ nicht kennt, geschweige denn der Aufforderung „komm mal bitte zu mir“ so gar keine Beachtung schenkt. Auch hier, der Fehler liegt dann ganz klar bei dir wenn da was schief geht. Und ja, ich vergleiche hier ganz bewusst Hunde mit Kleinkindern, denn auf diesem Entwicklungsstand befinden sich unsere Vierbeiner. 

Was sollte dein Hund also können:

  • sich auf ein Signal hin zu dir orientieren
  • auf weitere Anweisungen warten
  • auf ein weiteres Signal hin zu dir zurück kommen

Klingt gar nicht so schwer, ist aber oftmals gefühlt ein Ding der Unmöglichkeit. Aber warum? Konsequentes und gut strukturiertes Training wäre nötig, um einen funktionierenden Rückruf zu erhalten. Hierfür sind wir Menschen oftmals zu bequem, zu ungeduldig, zu verwöhnt aus der Welpenzeit…Und überhaupt „kann der das Zuhause oder wenn niemand in Sicht ist ja perfekt und der hat nur keine Lust und will mich verarschen!“ – Mehrfach so von Kunden gehört im Training.

Nee, der verarscht dich nicht. Du hast einfach noch nicht ausreichend geübt. Noch nicht genug geübt in einem Abstand der für deinen Hund noch schaffbar ist. Noch nicht genug geübt mit Belohnungen die für deinen Hund hochwertig genug sind. Noch nicht genug geübt über eine ausreichend lange Zeit ohne „Misserfolge“ für dich und somit „Erfolge“ für deinen Hund. Klingt mies, ist aber leider wahr. Selbst wenn ich 3-4x die Woche mit meinem Hund den Umorientierungspfiff übe, das aber nur daheim oder im Gelände ohne Ablenkung, dann kann ich schlicht und ergreifend nicht erwarten, dass mein Hund den anderen Hund/Hasen/Reh/Mensch für mich stehen lässt und zurück kommt. Wenn meine Abstände zu Auslösern entweder immer sehr groß waren, hier alles klappt, oder aber sie dann leider mehrfach deutlich zu klein waren und die Sache schief ging, sprich mein Hund sein Ziel erreicht hat trotz Leine oder gar frei wie ein Vogel durch die Gegend rennen konnte – auch dann wird sich kein dauerhafter Erfolg in allen Lebenslagen einstellen.

Wir verhindern also bitte mit Hilfe der Schleppleine und mit vorausschauendem Verhalten unsererseits das unerwünschte Verhalten unseres Hunde – das vor uns wegrennen und sich selbst mit jagen, spielen, fressen aus Mülleimern etc. belohnen.

Jagen ist selbstbelohnend – in allen Stufen der Jagdkette

Du musst dir also bitte immer ganz genau überlegen:

  • Wieviel Geld würde ich darauf verwetten, dass mein Hund jetzt kommt wenn ich ihn rufe?
  • Haben wir so eine Situation (oder eine vergleichbare) überhaupt schon ausreichend und erfolgreich geübt?
  • Muss ich ihn wirklich mittels Rückruf rufen, oder ist er abgesichert durch Leine und ich kann ihn demnach auch einfach damit bremsen und normal ansprechen und anlocken?
Das Umorienterungssignal

Auf ein bestimmtes Signal hin, orientiert sich dein Hund zu dir. Das muss kein komplettes umdrehen zu dir sein! Es reicht völlig, wenn er den Kopf leicht dreht oder einfach nur hebt und ein Ohr in deine Richtung zeigt. Bei diesem Signal geht es wirklich nur darum, dass dein Hund auf Empfang schaltet. Das Gehirn ist aufnahmefähig. Dein Hund ist bereit für weitere Instruktionen. 

Du darfst dir hierfür einen kurzen Pfiff oder ein bestimmtes Wort überlegen (gern zweisilbig wie z.B. „Ach-Tung“, „guck-guck“…) und beginnen mit der klassischen Konditionierung. Heißt, wir verknüpfen dieses neue Signal einfach mal ganz langweilig daheim mit tollen Leckerli. Nach und nach nehmen wir es mit nach draußen und verknüpfen es dort weiter mit für den Hund tollen Snacks. Wir beginnen mit der Generalisierung, d.h. dem festigen des Signals in verschiedenen Ablenkungsstufen und in unterschiedlichen Situationen, und festigen so die zuverlässige Reaktion des Hundes. Zu Beginn schnüffelt dein Hund vielleicht nur ganz locker im Gras und du sagst dein Umorienterungssignal. Beginne bitte nicht gleich mit schwierigen Momenten, wie dem Hasen der über die Wiese hoppelt. Jede Ablenkungsstufe darfst du mit deinem Hund gut festigen und das Training nicht überstürzen. Klingt nach viel Arbeit und einer Menge Zeit die vergeht… Ja, ist so. Tatsache. Hundeerziehung braucht Zeit und man sollte regelmäßig dran bleiben.

Zusätzlich zum Umorientierungssignal gibt es noch einen weiteren Part, der dir beim Rückruf dann helfen wird. Das Ankersignal – du holst deinen Hund bildlich gesprochen wie einen Schiffsanker ein. Wir verknüpfen hier Verhalten, was der Hund eh häufig von selbst zeigt, direkt mit einem weiteren Signal, bzw. mit einer sogenannten Signalkette. Diese Kette besteht aus einem sich wiederholenden kurzen Pfiff oder einem Wortsignal (hopp-hopp-hopp, zack-zack-zack…) welches sich ebenfalls so lange wiederholt, bis dein Hund bei dir ist. Du ahnst es vielleicht schon, wir verknüpfen das „auf dich zulaufen“ deines Hundes mit dieser Signalkette. Du darfst also sehr sehr sehr oft, wenn dein Hund eh auf dich zuläuft (auch daheim, im Garten, wenn du in einfach so mal beim Gassi ansprichst und er kommt…), einfach damit beginnen, dein Ankersignal zu sagen. In Dauerschleife. Bis dein Hund bei dir ist. Das ist deshalb wichtig, weil wir den Hund beim Rückruf ja doch meistens direkt bei uns haben wollen und nicht möchten, dass er 3-4 Meter vor uns stoppt und es sich nochmal anders überlegt. 

Vollspeed zurück zum Menschen – das wünschen wir uns!

Du schaffst so einen Film im Kopf deines Hundes, der automatisch abgespielt wird, sobald du mit deinem Ankersignal beginnst. Auch das darfst du natürlich über einen guten Zeitraum und in verschiedenen Situationen und Ablenkungsstufen gut mit deinem Hund üben. Das er auch hier für das zu dir kommen natürlich belohnt wird, brauche ich vermutlich gar nicht erwähnen.

Irgendwann hast du dann mit der Kombination aus einem gut aufgebauten Umorientierungssignal und dem anschließend ertönenden Ankersignal eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass dein Hund trotz Ablenkung zu dir zurückkommt. 

Viel Spaß beim üben und gescheiter werden 😉

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„Der will nur spielen!“ – Tipps für deinen Rückruf